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Der heilige Leonhard erzählt - Historisches Theater in Oberliezheim

Ein Dorf spielt seine Geschichte

Wir – die Dorfgemeinschaft von Oberliezheim – feierten im Jahr 2019 gemeinsam unsere 750jährige Ortsgeschichte. Anlässlich dieses Jubiläums stellten wir Heimatabende, ein gelungenes Dorffest und ein historisches Theater der besonderen Art auf die Beine.

Und wir erinnern uns noch lange daran, welch großartige Leistung es war, als wir gemeinsam unser historisches Theater auf die Bühne brachten. 140 Darsteller, dazu ein Traktor, ein Pferd, ein Hund, Schafe, Fahnen, Festdamen, Wasser, Knall- und Lichteffekte und vieles mehr begeisterten nicht nur uns selbst, sondern auch die vielen Zuschauer, die sich an allen Vorstellungsabenden im vollbesetzten Zelt aufs Beste amüsierten.

Unsere Dorfgeschichte in 14 Szenen

Szene 1 – Ein Denkmal für den hl. Leonhard

Wir befinden uns in Oberliezheim und schreiben das Jahr 2025, oder vielleicht auch noch später... – der hl. Leonhard, seit Jahrhunderten zuverlässiger und treuer Schutzpatron des kleinen Dörfleins, bekommt ein eigenes Denkmal. Endlich! Denn was er nicht alles in den 750 Jahren Ortsgeschichte hat mitansehen und -hören müssen, ist schon beachtlich und wenn er nicht ein ums andere Mal helfend eingegriffen hätte, wer weiß…?

Szene 2 – Dorfgründung um etwa 1200

Der „Krautgartenjodl“, ein kleiner Bauer aus Unterliezheim muss sich eine neue Existenz aufbauen und kommt mit seiner Familie Tag für Tag auf die Anhöhe, um nach Wasser zu graben. Damit verlässt er den Schutz des Klosters Unterliezheim und setzt seine Familie einem großen Risiko aus. Warum er aber all‘ diese Strapazen auf sich nimmt, um den Grundstein für ein neues Dorf zu legen, war jahrundertelang ein Rätsel, dessen Lösung unsere Besucher im Laufe des Theaterabends erfahren haben.

Szene 3 – Die Legende der „Drei Steine“

Oberliezheim wächst und gedeiht. Das bleibt den umliegenden Herrschaftshäusern Pfalz Neuburg, Oettingen-Wallerstein und Thurn und Taxis nicht verborgen. So entbrennt ungefähr um das Jahr 1400 herum ein heftiger Streit, wer welchen Anspruch auf das Territorium erheben darf. Noch heute erinnern die „Drei Steine“ an diese Begebenheit, die dank des Eingreifens des hl. Leonhard friedlich gelöst werden konnte.

Szene 4 – Am Rennweg

Wir schreiben in etwa das Jahr 1500 und wie wir wissen, haben die Herrschaftshäuser Pfalz Neuburg und Oettingen-Wallerstein die Ortschaft Oberliezheim unter sich aufgeteilt. Die Grenze, der „Rainweg“, geht nun mitten durch Oberliezheim hindurch. Bei so vielen Diskussionen um Grenz- und Wegerechte bleibt es natürlich nicht aus, dass Schmuggler, Wilderer und allerlei dunkle Gestalten auftauchen…

Szene 5 – Neubau der Pfarrkirche

Die alte Oberliezheimer Kirche ist im Laufe der Jahre baufällig und viel zu klein geworden. Weil das Geld aus dem Opferstock für einen Neubau nicht reicht, bricht Pfarrer Ignaz Wild 1778 auf, um im ganzen Land Spenden für die neue Kirche zu sammeln. Voller Sorge und begleitet von frommen Gebeten lassen die Oberliezheimer ihren Hirten ziehen…

Szene 6 – Streit um ein Weiderecht

Im Herbst 1865 kam es im sonst so friedvollen Kesseltal zu einem Streit zwischen der Gemeinde Oberliezheim und der Gemeinde Hochstein, der bis in das Frühjahr 1870 dauerte. Der Grund war das Weiderecht auf dem Waldstück „Drei Büchle“. Dort fand in trockenen Sommern das Vieh nichts zu fressen, so dass sich die Hochsteiner im Nachteil sahen. Doch auch dieser Konflikt konnte friedlich beigelegt werden und nicht nur das…

Szene 7 – Die Dorfschule

Schon 1666, lange bevor in Bayern die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, gab es in Oberliezheim eine eigene Schule, die bis 1969 bestand. Und wie es damals üblich war, wurden alle Kinder, von der ersten bis zur achten Klasse, in einem Raum von ein und derselben Lehrerin unterrichtet. Das war oft gar nicht so einfach und erforderte ein hohes Maß an Disziplin, Organisationstalent und Ideenreichtum...

Szene 8 – Anschluss an das Stromnetz

Die Gemeinde Oberliezheim ist nun im 20. Jahrhundert angekommen. Wir schreiben das Jahr 1920, als der Anschluss an das Stromnetz erfolgen soll. Damit würde elektrischer Maschinenantrieb die Arbeit erleichtern und elektrisches Licht die Brandgefahr verringern. Doch nicht alle Bauern sind davon begeistert, aber eine nächtliche Begebenheit belehrt den Zweifler eines Besseren…

Szene 9 – Flüchtlinge im Dorf

Leider ist auch Oberliezheim von den Schrecken der beiden Weltkriege nicht verschont geblieben. Wenngleich im Dorf keine direkten Kampfhandlungen stattfanden, haben die Oberliezheimer unter den Entbehrungen der Kriege gelitten. Nach dem zweiten Weltkrieg erhielt der kleine Ort über 100 Flüchtlinge zugeteilt. Eigentlich waren damit Spannungen und Probleme vorprogrammiert... Aber schon damals zeigte sich, dass die Oberliezheimer ein hilfsbereiter Menschenschlag sind, die niemanden im Stich lassen.

Szene 10 – Flurbereinigung

Nach dem Krieg geht es aufwärts, in Oberliezheim hält die Modernisierung Einzug. Traktoren lösen Ochsen- oder Pferdegespanne ab, Felder werden zu klein und man kommt um die Flurbereinigung nicht mehr herum. Zwischen 1962 und 1967 schafft man größere Feldstücke, rodet Hecken und baut Zufahrtswege. Die Bevölkerung muss Hand- und Spanndienste leisten, jedoch ist die Begeisterung dafür nicht bei jedermann gleich groß…

Szene 11 – Das große Feuerwehrfest

1977 feiern die Oberliezheimer das 100jährige Gründungsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr mit der Weihe der neuen Fahne. Die Feuerwehr, damals wie heute eine tragende Säule im Oberliezheimer Vereinsleben, ist aus dem Ort nicht mehr wegzudenken und so wundert es niemand, dass dieses große Fest noch heute in aller Munde ist…

Szene 12 – Eingemeindung nach Bissingen

Wir befinden uns im Jahr 1978 und Oberliezheim soll nach Bissingen eingemeindet werden. Die Gemeinderäte diskutieren heftig, denn den Oberliezheimern, seit jeher ein eigenständiges und vielleicht auch etwas eigensinniges Völkchen, ist ihre Unabhängigkeit lieb und teuer. Nicht zuletzt geht es dabei auch um die gut gefüllte Gemeindekasse…

Szene 13 – Der Oberliezheimer Skilift

Zusammenhalt, Gemeinschaftsgefühl und Hilfsbereitschaft haben sich im Laufe der 750jährigen Ortsgeschichte immer wieder bewährt und bis heute bewahrt. Das bekannteste Zeichen unserer Oberliezheimer Dorfgemeinschaft ist wohl der Skilift, der Einzige weit und breit. Als Treffpunkt für Jung und Alt zieht er in den Wintermonaten Besucher aus der ganzen Region an, doch das Wichtigste ist der Schnee und wer steht uns auch bei diesem Anliegen helfend zur Seite…?

Szene 14 – Cantiamo, der Oberliezheimer Chor

Der Oberliezheimer Chor besteht schon seit 25 Jahren und hat 15 Mitglieder. „Cantiamo“ ist italienisch und bedeutet „Lasst uns miteinander singen“. Und genau das möchte der Chor: Gemeinsam mit der Gemeinde und in der Gruppe singen, Gottesdienste und kirchliches Leben gestalten.